Laboranalysen

Dem Unsichtbaren auf der Spur

Die Resultate des polyvalenten Claraspital Labors liefern den Ärzt/innen wichtige Informationen zur Erkennung, Behandlung und Überwachung von Krankheiten. Peter Koch, Leiter Labormedizin, Karin Lampert, Leiterin Labor, und ihr Team tragen mit den Laboranalysen dazu bei, Fragen zu beantworten wie: Ist eine zusätzliche Krankheit vorhanden? Arbeiten die Organe richtig? Sind Schwierigkeiten bei einer Operation oder einer Therapie zu erwarten?

Das Claraspital Labor, das aus den Bereichen klinische Chemie, Hämatologie/Gerinnung und Mikrobiologie sowie Immunhämatologie besteht, ist heute in Räumlichkeiten untergebracht, die auf die Arbeitsabläufe und gleichzeitig die Bedürfnisse der Mitarbeitenden abgestimmt sind. Licht durchflutet den ganzen Raum durch eine Glaswand, die das Labor vom Garten trennt, ein grüner Fussboden trägt den Spitalpark weiter nach innen und verleiht den Räumlichkeiten eine angenehme Frische. Von der Ausstattung her arbeiten die Fachexpert/innen in einem hochmodernen Gerätepark und profitieren von digitalen Unterstützungsprozessen. «Wir sind klein, aber fein,» so Peter Koch, Leiter Labormedizin. «Das ist das Schöne am Claraspital mit idealer Grösse: Wenn wir gute Ideen und Pläne haben, implementieren wir durchdachte State-of-the-Art Technologien.»

Breites Spektrum rund um die Uhr

Die Biomedizinischen Analytiker/innen (BMA) im Claraspital untersuchen Blutproben, Urin, Punktate wie Pleuraerguss oder Ascites, Blut im Stuhl und Streptokokken A im Rachenabstrich. Sie messen heute mit modernsten Geräten übliche Analyte wie Glukose oder Cholesterin, Erythrozyten (rote Blutkörperchen) oder Leukozyten (weisse Blutkörperchen), Gerinnungsfaktoren für die Blutverdünnung oder Protein im Urin. Aber auch spezielle Analyte wie Hormone, Enzyme für die Kardiologie oder Tumormarker sind heute Routinebestimmungen. Die angeforderten Analysen richten sich nach den Spitaldisziplinen und variieren dementsprechend. «Im Haus führen wir vor allem alles durch, was zeitkritisch ist.» erklärt Karin Lampert, Leiterin Labor. Andere Analysen, die eher selten oder im Labor des Claraspitals nicht möglich sind, werden von externen Labors durchgeführt. Dazugehören die Bakteriologie, Antikörperbestimmungen für HIV, Hepatitis, Rheuma und andere Krankheiten, virale Erreger wie Röteln, Masern usw. Eine weitere wichtige Aufgabe des Labors ist die Blutbank.


Das Labor des Claraspitals ist rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche besetzt. Pro Tag werden durchschnittlich 350 bis 450 Proben ins Labor geschickt, wobei nicht in jeder Probe gleich viele Analysen bestimmt werden. Durchschnittlich sind es pro Probe aber etwa zehn. Aufgerechnet auf ein Jahr handelt es sich also um ca. 100 000 Proben und 1 000 000 Analysen. Eine normale Untersuchung dauert in der Regel 45 Minuten bis eine Stunde. Proben für die Notfall-, die Intensivpflegestation oder das Onkologie-Ambulatorium werden bevorzugt behandelt und allen anderen Proben vorgezogen.

 

 

Fachexpert/innen mit grossem Grundlagen- und Spezialwissen

Die biomedizinischen Analytiker/innen (BMA) im Claraspital beherrschen sowohl die komplexen Analysegeräte als auch die manuelle Differenzierung der Blutausstriche am Mikroskop bis ins Detail. Im Nacht- und Wochenenddienst müssen sie jeweils alle Bereiche des Labors alleine bewältigen können. Labormitarbeitende müssen viel über die Physiologie des Menschen wissen. «Wenn wir zum Beispiel den Kaliumwert bestimmen, müssen wir wissen, welcher Wert normal ist, welcher pathologisch (nicht normal) und welcher lebensbedrohlich, d. h. wir müssen sofort die zuständige Ärzt/in informieren. Auch müssen wir wissen, welche Werte zu welchen Krankheitsbildern gehören, welche Werte total unplausibel sind und was die Ursache dafür sein könnte», erklärt xxx, Biomedizinische Analytikerin am Claraspital.

Aus diesem Grund werden Biomedizinische Analytiker/innen während der dreijährigen Ausbildung am Bildungszentrum Gesundheit in verschiedenen Grundlagenfächern theoretisch und in Klinischer Chemie, Hämatologie, Immunhämatologie, Histologie und Mikrobiologie theoretisch und praktisch unterrichtet und geprüft. Während der drei Jahre absolvieren die Studierenden ein Praktikumsjahr in einem allgemeinen Labor und ein halbes Praktikumsjahr in einem Speziallabor. Auch das Claraspital hat jedes Jahr eine Studierende im Labor.

 

 

Erfolgreiches Digitalprojekt für Transparenz und Rückverfolgung

Vom Ablauf her wird auf den Stationen ein Laborauftrag erfasst und eine Barcode-Etikette mit den wichtigsten Informationen wie Name und Geburtsdatum der Patientin oder des Patienten sowie den benötigten Analysen gedruckt. Dann gelangt das Material, das untersucht werden muss, via Rohrpost ins Labor. Im Labor wird die Barcode-Etikette gescannt und damit sind die Informationen hinterlegt. Sind die Resultate fertig, prüfen die BMA die Werte auf ihre Plausibilität, validieren sie, kontrollieren sie allenfalls und geben sie frei. Nach der Freigabe kann die Ärztin oder der Arzt knapp 2 Minuten später im Klinikinformationssystem der Krankenakte ein zuverlässiges Resultat entnehmen.

Die Problematik waren bis vor dem im vergangenen Jahr eingeführten Digitalprojekt VT Channel die noch nicht durchgängigen Prozesse: Von den Ärzt/innen wurden in früheren Jahren Laboruntersuchungen in Auftrag gegeben, die Pflegefachpersonen mussten die internen und externen Aufträge aus verschiedenen Formularen ordnen – und das Labor hatte keine Kontrolle zum Auftragsstatus.   
 

Durchgängig vernetzte Laboranalyseprozesse 

Um einen möglichst lückenlosen, volldigitalisierten Prozess zu schaffen, initiierte das Claraspital Labor unterstützt von der IT daher das VT Channel Projekt. Mit dieser Verordnungsplattform sollten die Laboranalyseprozesse durchgängig mit allen Stakeholden intern und den externen Laborpartnern verbunden werden. «Das Projekt und die positiven Auswirkungen sind ein Musterbeispiel für die positiven Effekte der Digitalisierung,» sagt Peter Koch heute.

Musab Elkour, Fachinformatiker am Claraspital und Peter Koch, Leiter Labormedizin, erarbeiteten ein detailliertes Umsetzungskonzept zur zentralen Anbindung aller internen Abteilungen und sogar der drei externer Laborpartner. Dabei spielte die Anwenderperspektive eine ganz zentrale Rolle. Das System sollte Ärzt/innen, Pflegepersonal und auch dem Sekretariat gleichermassen zugewandt und die Mehrwerte der Lösung klar erkennbar sein. Nach gut vier Monaten wurde damit begonnen, die einzelnen Labore und Stationen peu à peu an die Plattform anzubinden. Dabei wurde jede «Pilotstation» im Detail betrachtet, um mögliche Fehler direkt zu identifizieren und frühzeitig gegenzusteuern.

Die Zusammenarbeit mit den internen und externen Laborpartner/innen wurde dank VT Channel noch einfacher, transparenter und zeitsparender und tragen zur Sicherheit der Patient/innen bei: Die Prozesse für interne und externe Laboraufträge bis hin zum Druck der Probe-Etiketten sind heute einheitlich, klar und im gleichen System. Die Aufrufbarkeit und Sichtbarkeit der Informationen ist transparent und einfach. Eine Ärztin oder ein Arzt im VT Channel machen die Kreuzchen für die benötigten Laboranalysen. Mit der eingeführten Katalogsuche können sie mit beliebigen Stichworten Untersuchungen recherchieren oder auch nach einzelnen Mineralstoffen wie z. B. Natrium suchen. Die Pflegefachpersonen können anschliessend die Proben etikettieren und ans Labor senden und alle Beteiligten in Echtzeit den Status der Probe verfolgen. Auch ein PDF-Befundversand an zuweisende Ärzt/innen ist möglich.

«Das ganze Spital profitiert von der Zeitersparnis, der Möglichkeit der Rückverfolgung, den Auskünften in Echtzeit, der Fehlerminimierung und der gestiegenen Patientensicherheit», resümiert Peter Koch. Zumal auch die vom Labor entwickelte und aufgebaute grosse Wissensplattform «Labor-Wiki» in die neue Plattform integrieren wurde und so vor jedem Laboranalyseauftrag herangezogen werden kann.