IBD

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen: Durchbruch in der Behandlung von akuten Beschwerden

Berufseinstieg, Familiengründung oder die Planung der nächsten Reise – am häufigsten erhalten Menschen  die Diagnose chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die ihren Alltag auf den Kopf stellt und das weitere Leben beeinflussen wird, zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr - mitten im Leben. Die Erkrankung wird auch mit dem englischen Begriff «inflammatory bowel disease» (IBD) abgekürzt und unter Krankheiten wie der Morbus Crohn oder die Colitis ulcerosa zusammengefasst.

In der Schweiz sind rund 20 000 Menschen davon betroffen.  Dank einer adäquaten, zielführenden Therapie können Beschwerden jedoch gelindert und die Lebensqualität verbessert werden. Die Gastroenterolog/innen von Clarunis – Universitäres Bauchzentrum Basel sind auf die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn spezialisiert.

Ruhephasen und Krankheitsschübe

Beide Krankheiten sind durch wiederkehrende Episoden von Entzündung in den gleichen oder unterschiedlichen Darmabschnitten gekennzeichnet. Patient/innen mit einer CED-Erkrankung haben typischerweise jahrzehntelange Krankheitsverläufe mit Ruhephasen und Phasen mit vermehrter Krankheitsaktivität. Neben der Entzündung im Darm können auch sogenannte Beschwerden auftreten, die ausserhalb des Darms auftreten und Entzündungen zum Beispiel der Gelenke, Haut, Augen oder in der Leber beobachtet werden.

 

 

Diagnose: Klinische Untersuchung, bildgebende Verfahren und Darmspiegelung

Die CED-Diagnostik ist anspruchsvoll und vielschichtig. Die Diagnose erstellt die Ärztin oder der Arzt aus einer Kombination von körperlicher Untersuchung, Laborwerten aus Blut- und Stuhlprobe, der Darmspiegelung sowie gelegentlich auch Röntgenuntersuchung. Eine Gastroskopie (Magenspiegelung) wird zusätzlich bei Morbus Crohn durchgeführt, um eine mögliche Krankheitsbeteiligung im Magen oder Dünndarm auszuschliessen.

 

 

Individuelle und verbesserte Behandlung bei Clarunis

«Die verbesserten Behandlungsmöglichkeiten sind ein enormer Fortschritt, die bei unseren Patientinnen und Patienten sehr gut anschlagen» erzählt Prof. Dr. med. Petr Hrúz, Leitender Arzt bei Clarunis. «Ihre akuten Beschwerden wie Durchfall, Bauchschmerz oder Blutung werden rasch gebessert, sie können wieder aktiv am Leben teilnehmen und haben eine bessere Lebensqualität. Wir passen die Therapie an jede betroffene Person individuell an» so Prof. Petr Hrúz.

 

In der Akutbehandlung wie auch bei Patient/innen mit einem langjährigen Verlauf, bei denen vor allem regelmässige Vorsorgeuntersuchungen (u.a. Osteoporose- sowie Hautkrebs-Früherkennung, gynäkologische Kontrollen) wichtiger werden, ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit erforderlich. Bei Clarunis wird demnächst das interdisziplinäre Team durch eine IBD-Nurse als klinische Pflegeexpertin ergänzt, die als wichtige Verbindungsperson zur weiteren Verbesserung der qualitativen Versorgung der Betreuung der Patient/innen mit CED beitragen soll.

 

 

Ursachen und Risikofaktoren

Heute geht man davon aus, dass mehrere Faktoren zusammenwirken müssen, um die Krankheit auszulösen. Es gibt genetische Veränderungen, die das Risiko, an einer CED zu erkranken, erhöhen und es wird auch eine familiäre Häufung beobachtet. Zudem scheinen Umweltfaktoren die Entstehung von CED zu begünstigen. Wichtig bei der Krankheitsentstehung ist ausserdem die Durchlässigkeit (Barrierestörung) der Darmschleimhaut.

Im gesunden Darm ist diese Barriere intakt und die ruhenden Immunzellen der Darmschleimhaut sorgen für ein Gleichgewicht mit den im Darm normalerweise vorhandenen Darmbakterien (Darmmikrobiom), ohne eine Entzündung auszulösen. Bei einer gestörten Darmbarriere wandern vermehrt Bakterien oder Produkte von Bakterien in die Schleimhaut ein, stimulieren die Immunzellen und lösen dort einen Entzündungsprozess aus.

 

 

 

Neue Therapiemöglichkeiten

CED-Erkrankungen haben in den letzten Jahren zugenommen. Parallel dazu haben neue Erkenntnisse über die Krankheitsentstehung zur Entwicklung biotechnologisch hergestellter Medikamente geführt, die in spezifische Schlüsselprozesse der Entzündung eingreifen. Dies hat die Behandlungsmöglichkeiten der CED mit den bisher angewendeten antientzündlichen Medikamenten wesentlich erweitert. «Bei mittelschwerer bis schwerer Erkrankung kommen deswegen aufgrund ihrer guten Wirksamkeit immer häufiger biologische Therapien zum Einsatz. Diese wirken gezielt gegen die fehlgeleitete Abwehrreaktion des Immunsystems» so Prof. Dr. med. Stefan Kahl, Chefarzt Gastroenterologie bei Clarunis. Eine neuartige Medikamentengruppe stellen die Januskinase-Inhibitoren dar, kurz JAK-Inhibitoren, die bestimmte Signalwege blockieren können. Dieser neuartige Wirkstoff lindert die Entzündung und wird im Unterschied zu den bisherigen modernen Therapien in Tablettenform verabreicht.