Hämatologie

Hämatologie ausgezeichnet: wirksame Therapiemethoden für MDS-Betroffene

«Dem Enkelsohn zu erklären, warum man ihn nicht mehr so häufig sehen darf und ihn auch nicht nach Herzenslust drücken darf, ist gar nicht so leicht.» sagt Anita Schärer, eine 71-jährige Patientin mit der Diagnose Myelodysplastische Neoplasie, kurz MDS: eine Form von Blutkrebs, das heisst bösartige Erkrankung der blutbildenden Stammzellen im Knochenmark, die vorwiegend ab der 7. Lebensdekade auftritt.

Da die Bevölkerung zunehmend älter wird, erkranken auch immer mehr Menschen an MDS.  «Angefangen hat es mit einer zunehmenden Müdigkeit. Es waren keine Spaziergänge, kein Spielen mit dem Enkel, oder gar leichte Tätigkeiten im Haushalt möglich.» führt Schärer weiter aus.

 

 

 

 

 

Vernetzung im Diagnostik-Bereich

Aufgrund der zunehmenden Patientenzahlen mit konsekutiver Mehrdiagnostik konnten wir die Knochenmarkdiagnostik optimieren mit dem Angebot von Knochenmarkpunktionen in Analgo-Sedation, was den Patient/innen die Angst vor der Untersuchung weitgehend nimmt.

Durch ein neues Mikroskop mit Kamera und Verlinkung zu externen Partnern wie z. B. der Pathologie des Universitätsspitals Basel ist die Diagnostik interdisziplinär vereinfacht worden und die Qualität deutlich optimiert. 

 

 

Erfreuliche Behandlungsfortschritte

Bei der Behandlung der verschiedenen Formen von Blut- und Lymphdrüsenkrebs werden glücklicherweise grosse Fortschritte gemacht. Insbesondere im Bereich der Antikörpertherapien zeigen sich beeindruckende Erfolge. «Ganz gross geschrieben ist zurzeit die Therapie mit CAR-T-Zellen», berichtet Dr. Parmentier. «Diese wird unter anderem bei Formen von Lymphomen und beim Multiplen Myelom eingesetzt. Dabei werden der Patientin oder dem Patienten Lymphozyten (sogenannte T-Zellen) entnommen und diese genetisch verändert.

Anschliessend werden diese millionenfach vermehrt und wieder in den Körper zurückgeführt, wo sie sich an Tumorzellen festsetzen und sie zerstören. Diese Hightech-Therapie wird ausschliesslich von wenigen Zentren angeboten. Wir arbeiten hier mit dem Universitätsspital Basel im Rahmen der Partnerschaft im «Zentrum für Hämato-Onkologie» zusammen.

Vielfältige Therapie

«Als Frau Schärer zu uns kam, waren alle Blutzellen, vor allem die roten Blutkörperchen, stark reduziert, was die extreme Müdigkeit erklärt.» berichtet Dr. med. Stefani Parmentier, Leitende Ärztin Hämatologie am Claraspital. In der Schweiz erkranken jedes Jahr vier bis fünf auf 100 000 Einwohner an MDS. Dieser Anteil steigt bei den über 70-Jährigen auf bis zu 30 an. «MDS liegt mir besonders am Herzen, weil hierfür das Bewusstsein nicht genug vorhanden ist.

Es handelt sich um eine äusserst ernstzunehmende Erkrankung, die möglichst früh erkannt werden sollte», so Dr. Parmentier. Bei MDS ist die Rede von einer heterogenen Erkrankung, deshalb ist auch die Therapie vielfältig. Neben Bluttransfusionen kommen EPO sowie neue, teilweise sehr wirksame Medikamente zum Einsatz. MDS ist manchmal schwer oder nur sehr verzögert zu erkennen, da Symptome auch bei einer Vielzahl anderer Erkrankungen auftreten können. Die internationale MDS Foundation zertifiziert vor diesem Hintergrund Zentren als MDS Center of Excellence, die auf MDS spezialisiert sind und einen umfangreichen und anspruchsvollen Anforderungskatalog erfüllen. In der Schweiz gibt es bis jetzt nur vier MDS-Zentren.

 

 

Fortbildungsveranstaltung ClaraTalks

Zuweiser/innen und interessierte Kreise erfahren im Rahmen der neuen «ClaraTalks», einer zunächst zweimal jährlich geplanten Fortbildungsveranstaltung mit Expertenreferaten Wichtiges und Neues zu häufigen hämatologischen Krankheitsbildern und deren Diagnostik.